Allgemeine Presseberichte zum und über's Voltigieren

Ein Blick in die Geschichte des Voltigierens

 

Voltigieren gehört zu den ältesten Sportarten. Aus alten Quellen geht hervor, dass man die Vorzüge dieser Sportart bereits in der Antike und im Rittertum zu schätzen wusste.

 

Die Wurzeln des Voltigierens gehen auf altrömische Zeiten zurück, als das Programm der alljährlichen Spiele aus Wagen- und Pferderennen sowie akrobatischen Vorführungen auf galoppierenden Pferden bestand. Das Voltigieren war neben Wagenrennen, Reiten, Fechten, Bogenschießen, Speerwurf, Ringen und Boxen ein fester Bestandteil des Ausbildungsprogramms der jungen Römer der sozialen Oberschicht. Im Mittelalter führten die Ritter Aufsprünge auf das Pferd und kunstvolle Übungen in voller Rüstung vor. In der Renaissance gehörte das Voltigieren zu den Exerzitien an den Ritterakademien und diente als Gewandtheitsschulung junger Adeliger. Zu dieser Zeit wurde aufgrund des französischen Einflusses das „Rossspringen“ dann „La Voltige“ bzw. „Voltigieren“ genannt. Dazu schrieb BOHUS in seiner ‚Sportgeschichte’: „Das Voltigieren hatte sich aus einer Vorübung der Reitschule zu einer selbständigen Disziplin entwickelt, wobei das Pferd durch eine hölzerne Attrappe ersetzt wurde. Dabei entstanden Übungsformen, die auch noch im heutigen Pferdturnen anzutreffen sind. Ziel des Voltigierens war die Vermittlung von Gewandtheit und Bewegungseleganz.“

 

Anhand historischer Literatur lässt sich belegen, dass das Voltigieren viel älter ist als das heutige Geräteturnen, das auf die Turnübungen auf dem lebenden bzw. später dem hölzernen Pferd zurückgeht. „ Ich glaube, den übrigen Leibesübungen nicht zu nahe zu treten, wenn ich behaupte, dass das Voltigieren unter denselben oben anstehe, wenn man sie nämlich nach dem Nutzen rangiert, welchen sie auf Stärke und Gelenkigkeit, und auch in Abwendung von Gefahren äußern.“ So VIETH 1795 in der ‚Enzyklopädie der Leibesübungen’. Dieses Zitat veranschaulicht die Bedeutung, die das Voltigieren damals eingenommen hat.

 

Einmaliger Höhepunkt in der Geschichte des Voltigierens war die Aufnahme des „Kunststreitens“ für Kavalleristen in das Programm der Olympischen Spiele in Antwerpen 1920. Der Wettkampf bestand damals aus einem Einzel- und Mannschaftswettkampf für junge Kavalleristen. Das moderne Voltigieren, wie wir es mit einigen Veränderungen und Verbesserungen heute kennen, wurde erst in den 1950er Jahren entwickelt, um vielen Kindern eine preiswerte Möglichkeit für den Einstieg in den Reitsport zu bieten.

 

1958 wurden vorläufige Richtlinien veröffentlicht. 1964 traten die 1. Offiziellen Richtlinien, das Regelwerk für Voltigieren, in Kraft. 1963 fand die 1. Deutsche Meisterschaft für Voltigiergruppen in Wiesbaden statt, während die 1. Deutsche Meisterschaft im Einzelvoltigieren viel später, nämlich im Jahr 1986 in Mannheim, ausgetragen wurde. Anfang 1983 trat das erste internationale Reglement der FEI in Kraft. Im folgenden Jahr wurde in Ebreichsdorf bei Wien die 1. Europameisterschaft ausgerichtet und im Jahr 1986 die 1. Weltmeisterschaft in Bulle/Schweiz. Die Weltmeisterschaften in Stockholm 1990, Den Haag 1994 und Rom 1998 fanden im Rahmen der „World Equestrian Games „ vor einer breiten internationalen Öffentlichkeit statt, gefolgt von der Weltmeisterschaft 2002 im spanischen Jerez de la Frontera.

 

Vorläufiger Höhepunkt waren die fabelhaften Leistungen der Voltigierer bei der Weltmeisterschaft 2000 in Mannheim, die 20000 Zuschauer faszinierte. Die Vorführungen der Voltigierer wurden vom Publikum mit großer Begeisterung verfolgt und fanden in den Medien viel Beachtung. So hat sich das Voltigieren aus einer Freizeitsportart für Kinder und Jugendliche der 1950er und 1960er Jahre heute zu einer attraktiven Sportart für Jugendliche und Erwachsene entwickelt – mit einem aktiven Wettkampf- und Leistungssport mit eigenen Regeln, Turnieren und Meisterschaften. Damit wurde der Anschluss an die lange geschichtliche Tradition als eigenständige Sportart wieder hergestellt. Diese Tatsache fand schließlich im Jahr 1990 mit der gleichrangigen Einordnung des Sports in die Satzung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ihre Berücksichtigung, wenn auch die organisatorische Gleichberechtigung mit den anderen Pferdesportarten Reiten und Fahren bis heute leider noch nicht vollständig erreicht worden ist.

 

Text: Ulrike Rieder; Voltigieren - Vom Anfänger zum Könner BLV Verlag 2002

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